Palma – Seit Jahren ist es Einheimischen und Urlaubern ein Dorn im Auge: Fäkalien, Toilettenpapier und vieles andere, was aus den Abflussrohren von Tausenden Bewohnern der Playa de Palma in eben deren Buchten landet, wird endlich dauerhaft verschwinden. Dass die Fäkalien immer wieder im Meer landeten liegt an dem veralteten Klärwerk, das bei starkem Regen überlastet ist und das Abwasser durch Kanäle ungefiltert ins Meer leitet.
Fäkalien am Strand: immer wieder Sperrungen
Besonders die Strände von Palma Can Pere Antoni und Ciutat Jardí (Stadtteil: “Gartenstadt”) hinter der Hipster-Cafémeile von Molinar wurden aufgrund der Verschmutzung immer wieder spontan geschlossen. Dies war eigentlich eine Mindestmaßnahme, denn abhängig von der Strömung konnte die braune Brühe natürlich auch an die anderen Urlaubsstrände gelangen. Das Meer allerdings verdünnt das Problem, so dass mit zunehmender Durchmischung der Fäkalien das Gesundheitsrisiko durch Bakterien, Krankheitserreger und weitere Ekelmomente immer weiter abnimmt. Für eine Insel, die seit Jahrzehnten überwiegend vom Badetourismus lebt, ist der schleppende Umgang mit dem Problem allerdings ohnehin skandalös.
Neues Klärwerk ab 2025
Der Bau eines ein neues Klärwerk ist ab 2025 geplant. Es wurden vor ein paar Jahren auch Maßnahmen zur schnellen Lösung des Problems getroffen. Jedenfalls teilweise. Denn bereits 2020 wurde begonnen, einen drei Kilometer langen Tunnel mit zwei Metern Durchmessern zu graben. Ebenso wie ein Überlaufbecken neben der Kläranlage von Coll d’en Rabassa. Wenn es regnet, rauscht die aus dem Abwassersystem aufgrund von Regen überlaufende Fäkalien durch den Tunnel und fließen nun in das neue Speicherbecken, bevor sie in der sonst überlasteten Kläranlage aufbereitet werden. Die Kläranlage im Stadtteil “Coll d’en Rabassa” von Palma ist die größte der Insel. Sie behandelt das Abwasser aus Palma und den umliegenden Gemeinden.
Nicht alle Probleme im Griff
Jedenfalls 90 Prozent der Abwässer, so wurde damals offiziell mitgeteilt, würde dadurch nicht mehr direkt ins Meer geleitet. Immerhin, eine erfreuliche Perspektive für badefreudige Urlauber und Einwohner. Allerdings halten manche Kritiker auch zehn Prozent Fäkalien nach einem Regenschauer ganz in der Nähe der Strandmeilen von Palma für problematisch, da je nach Strömung Badende mit Abwässern noch immer direkt konfrontiert werden. Ein Gefühl des Ekels nachdem dann die roten Verbots-Flaggen an den Stränden wieder entfernt sind bleibt allemal. Wer beispielsweise nahe des Anima-Beach-Clubs an den Felsen des Strandes von Can Pere Antoni genauer hinschaut, findet schnell Rückstände, die aus den Abwässern der Stadtteile stammen.
Freispruch für die Umweltstadträtin: Reinigungs-Maßnahmen “sehr erfolgreich”
Auch ein juristisches Nachspiel hat das Thema schon länger. Denn mehrere Manager und die ehemalige Umweltstadträtin von Palma und Ex-Geschäftsführerin der Stadtwerke Emaya Neus Truyol gelangte ins Visier der Strafverfolgungsbehörden. Ein Gericht hat Neus Truyol nun freigesprochen und verweist auf die Politik.
“Heute ist ein Tag voller Jubel und Freude!”. Mit diesen Worten reagierte Truyol, auf die Einstellung des langjährigen Strafverfahrens gegen sie. Die Staatsanwaltschaft hatte ihr vorgeworfen, nicht genügend Maßnahmen ergriffen zu haben, um die Verschmutzung der Bucht von Palma zu verhindern. Doch nach einem fünfjährigen Rechtsstreit hat das Gericht entschieden, dass Truyol nicht für den fehlerhaften Betrieb der Kläranlage verantwortlich gemacht werden kann – dies sei alleinige Aufgabe des Staates.
Truyol fühlte sich durch die Entscheidung der Richter in ihrer Arbeit bestätigt und betonte, dass ihre Maßnahmen zur Reinigung des Meeres vor Palma sehr erfolgreich gewesen seien. Sie betonte auch, dass sie und ihr Team die ersten waren, die sich dem historischen Problem gestellt haben, während alle anderen die Augen davor verschlossen hätten. Die Entscheidung war für sie auch eine Gelegenheit, um einen Seitenhieb auf die Konservativen der Insel zu werfen, die zuvor das Rathaus von Palma regiert hatten und angeblich über die Einleitungen ins Meer Bescheid wussten.
Auch Kanalisation wird erneuert
Aktuell werden nicht nur das Klärwerk sondern auch die Kanalisation modernisiert, um zukünftige Verschmutzungen zu vermeiden. Truyol und ihre Unterstützer feiern derweil, da “die Gerechtigkeit gesiegt hat” und jedenfalls die lange Zeit des Rechtsstreits zu einem Ende gekommen ist.